Über Bonify App: SCHUFA will bei Negativ-Einträgen benachrichtigen

Die Wirtschaftsauskunftei Schufa will Verbraucherinnen und Verbraucher künftig von sich aus informieren, wenn es in ihren Daten einen negativen Eintrag gibt. Was man dafür braucht? Eine App.

(dpa) - Um die kostenlose Datenabfrage, die zum Jahresende 2023 verfügbar sein soll, nutzen zu können, müssten sich Verbraucher bei der Schufa-App Bonify registrieren, sagte Schufa-Chef Tanja Birkholz der Wochenzeitung "Die Zeit". Sie selbst sei "mehrfach Opfer von Identitätsbetrug geworden", berichtete Birkholz. "Einmal hat jemand in meinem Namen auf einer Vergleichsplattform einen Kredit angefragt. Ich hatte erst meine Söhne in Verdacht."

Letztlich habe sie über einen Service der Schufa, der zurzeit noch Geld kostet, von der Kreditanfrage erfahren. Kunden sollen der Auskunftei zufolge ab 2024 über die App auch Einblicke in ihr Konto gewähren können, damit die Schufa deren Bonität besser bewerten könne. "Wenn überhaupt, wird es ums Einkommen gehen. Ob jemand Geld an Greenpeace spendet oder sich für eine Partei engagiert, ist für die Bonitätsbewertung irrelevant", sagt Birkholz. Zudem müsse jeder dem Kontoeinblick ausdrücklich zustimmen.

Verschiedene Kritikpunkte - Petition gestartet

Die Bürgerbewegung Finanzwende hatte die Pläne kritisiert. "Mit Einblick in Kontodaten würde die Schufa noch mächtiger werden, als sie es ohnehin schon ist", sagte Gerhard Schick, Vorstand des Vereins, unlängst. Dazu wurde auch direkt eine Petition mit dem Namen "Finger weg von meinem Konto" gestartet. Knapp 300.000 Menschen haben ihre Unterschrift schon gegeben, das Ziel von 400.000 Unterstützerinnen und Unterstützern wird bald erreicht.

Kritiker befürchten, dass die Schufa auf diesem Wege noch mehr Daten ansammeln könnte: "Die Schufa könnte Menschen künftig dank zusätzlicher Kontoinformationen noch intensiver durchleuchten und würde damit mächtiger", warnte die Bürgerbewegung Finanzwende.

Die Schufa versicherte: "Auch bei der Identifikation über das Konto und Einwilligung zum Kontoeinblick durch Bonify gilt: Die Schufa hat keine Zugriffsmöglichkeiten, die Nutzerinnen und Nutzer befinden sich in einem geschützten Raum." Schufa-Chefin Birkholz betonte: "Ohne explizite Einwilligung fließen keine Daten von der Schufa zu Bonify und umgekehrt."

Die Ende 2022 gekaufte Finanzplattform Bonify bleibe auch als 100-prozentige Tochter eine eigenständige Einheit, ein eigenes Unternehmen, das nicht mit der Schufa verschmolzen werde. Allerdings gibt es noch einen weiteren Kritikpunkt, nämlich der, dass Bonify Kredite ohne Schufa-Auskunft beziehungsweise für Menschen mit schlechter Schufa-Auskunft anböte. Für teilweise hohe Zinssätze. Ein gefährliches Unterfangen für Menschen, die sich im Vorfeld schon verschuldet haben und dennoch auf Geld angewiesen seien.

Welche Daten die Schufa überhaupt sammelt

Die Schufa erhält von ihren Vertragspartnern Informationen etwa über die Eröffnung von Girokonten, die Ausgabe von Kreditkarten, den Abschluss von Leasingverträgen und Krediten. Nach Angaben der Schufa bedarf es auf Grundlage der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) für die Übermittlung keiner konkreten Einwilligung der Verbraucher mehr durch Unterzeichnung einer Schufa-Klausel. Rechtsgrundlage sei demnach das Vorliegen eines "berechtigten Interesses" an der Datenverarbeitung. Die Schufa speichert zudem persönliche Daten wie Name, Geburtsdatum und Anschrift, hat aber keine Informationen etwa über das Einkommen einer Person.

Welcher Schufa-Score normal ist

Anhand der gesammelten Daten errechnet sich der Basisscore. Dieser beschreibt auf einer Skala von 0 bis 100 Prozent eine Wahrscheinlichkeit, mit der ein Verbraucher finanziellen Verpflichtungen nachkommen wird. Je höher der Score, umso höher die Kreditwürdigkeit. Die Schufa unterteilt fünf Klassen: 74,2 Prozent befinden sich in der

höchsten Kategorie "Hervorragend", 12,6 Prozent in der zweiten Klasse "Gut". In der untersten Kategorie landen automatisch alle Personen mit offenen Zahlungsausfällen, derzeit werden 8,9 Prozent mit dem Scorewert von "Ungenügend" geführt.



Wer darf eine Schufa-Auskunft einholen und was steht drin?

Unternehmen, aber auch Einzelpersonen wie Vermieter können bei berechtigtem Interesse Auskünfte einholen. Von der Schufa erhält dann zum Beispiel eine Bank jedoch keine konkrete Auflistung der einzelnen Verpflichtungen des Kunden, sondern dessen Score. Und obwohl dieser Wert großen Einfluss hat, hängt nicht von ihm alleine ab, ob ein Geschäft zustande kommt oder ein Kredit gewährt wird. Kreditgeber berücksichtigen weitere Faktoren wie zum Beispiel die Vermögenssituation des Kunden.