Warum Konzerttickets gerade zu Luxusgütern werden
Veröffentlicht: Donnerstag, 27.04.2023 16:48
Um international erfolgreiche Musiker und Bands live zu erleben, müssen Musik-Fans immer tiefer in die Tasche greifen. Die günstigsten Tickets für große Events kosten in der Regel um die 100 Euro. Tickets für die besten Plätze können fünf Mal so teuer sein.
Ein Live-Konzert für mehrere hundert Euro?
Depeche Mode in Düsseldorf für 120 Euro, 200 Euro für Beyoncé in Frankfurt oder 500 Euro für Madonna in Köln - absurd hohe Ticketpreise waren zwar zuerst ein Thema in den USA, inzwischen gibt es aber auch genügend Beispiele im deutschen Live- und Eventmarkt. Dass die Veranstaltungsbranche in der Pandemie enorme Verluste gemacht hat und diese durch erhöhte Preise wieder wett machen muss, war zu erwarten. Schaut man sich jedoch in den gängigen Online-Börsen um, fällt auf, dass die Preise regelrecht explodiert sind.
Gibt es Gründe für die Preisexplosion?
Tatsächlich gibt es dafür aber auch nachvollziehbare Gründe. Was sich besonders stark auf die Ticketpreise auszuwirken scheint, sind die gestiegenen Produktionskosten solcher Events. Laut Calvin Teske, der als Meister für Veranstaltungstechnik auch an der Umsetzung von Konzerten beteiligt ist, ergeben sich diese Produktionskosten aus einer Vielzahl einzelner Faktoren:
- Die Bezahlung der Künstlerinnen und Künstler, deren Management und Crew;
- Die Location, die angemietet werden muss;
- Auch die Material- und Stromkosten seien je nach Show-Größe ein sehr großer Faktor.
- Den größten Teil der Produktionskosten machen jedoch die Personalkosten aus.
So betont auch der Konzertveranstalter Philipp Jakob Pahl: "Das Geld geht nicht direkt in die Taschen der Künstlerinnen und Künstler. Davon werden Menschen bezahlt, die harte Arbeit leisten."
Konzertbranche von den Krisen der letzten Jahre stark betroffen
Besonders was die Personalkosten angeht, wirkt sich die Corona-Pandemie immer noch negativ auf die Branche aus - und damit auch auf die Ticketpreise. Weil es keine Jobs gab, sind während der Pandemie viele freiberufliche Arbeiterinnen und Arbeiter aus der Eventbranche geflüchtet. Ein Großteil von ihnen ist nicht wieder zurückgekehrt, wodurch sich seit Wiederaufnahme des Konzertbetriebs ein Personalmangel bemerkbar gemacht hat. Folglich können die verbliebenen Übriggebliebenen jetzt natürlich deutlich höhere Gagen verlangen. Abgesehen davon ist sind auch die Auswirkungen der Energiekrise auf die Konzertbranche nicht zu unterschätzen.
Energiekrise macht Prognosen unmöglich
Laut Professor Alexander Endreß von der Popakademie in Baden-Württemberg zeichnet sich der Livemusik-Markt besonders dadurch aus, dass Tourneen und Konzerte weit im Voraus geplant werden müssen. Insbesondere die äußerst dynamischen Strompreise machen Ticketpreis-Kalkulationen für zukünftige Konzerte unmöglich: "Viele versuchen das natürlich durch erhöhte Ticketpreise abzufedern."
Konzertveranstalter und Ticketanbieter in der Kritik
Das ist aber nur die eine Seite der Medaille. Denn es stehen neben den großen Konzertveranstaltern auch Ticketanbieter wie Eventim und Ticketmaster im Verdacht, die Preise aus übertriebener Profitgier in ungeahnte Höhen steigen zu lassen: "5.000 Dollar für ein Ticket von Bruce Springsteen muss nicht sein. Auch das Thema 'Dynamic Pricing', also dass die Nachfrage den Online-Preis in Echtzeit bestimmt, ist natürlich teilweise sittenwidrig", sagt Philipp Jakob Pahl und ist damit einer der wenigen Konzertveranstalter, die sich zu diesem Thema überhaupt äußern möchten.
Das solltet ihr als Ticketkäufer wissen
Für die Käuferinnen und Käufer von Konzerttickets ist es daher wichtig, sich zu informieren und auch das Kleingedruckte zu lesen. Insbesondere beim Angebot sogenannter "Hot-Tickets" oder "Platin-Tickets" lohnt es sich, genau hinzuschauen. Oftmals handelt es sich dabei nämlich nur um ein abgesondertes Kartenkontingent, was nur aufgrund des enorm hohen Preises nicht so schnell vergriffen ist. Wie bei Ticketmaster auf der Webseite nachzulesen ist, enthalten die Hot-Tickets "keine Zusatzleistungen oder weiteren Services." Auch beim Abkauf von Tickets von Erstkäufern sollte darauf geachtet werden, dass es sich um verifizierte Tauschbörsen handelt.
Autorin: Roschan Häßlin